Ein jeder ist vollständig hier angekommem; männlich und weiblich. Doch fühlen wir uns unvollständig; halb, weil wir unseres gegengeschlechtlichen Anteils in uns nicht bewusst sind. Hier hat der Mythos "Dualseele" seinen Ursprung. Die Metapher "Dualseele" definiert sich wie folgend: zwei halbe "Seelen", jede Hälfte Teil einer ehemals ganzen "Seele", die jetzt in zwei Körpern wohnt; in einem männlichen und einem weiblichen Körper.
Tief in uns wohnt immer noch das Wissen, dass es nur Einen von Uns gibt und wir verbringen unsere Inkarnationen wohl u.a. auch damit, unbewusst im Aussen nach dieser Einheit zu suchen, nach dieser mystischen anderen Hälfte von uns, die wir so vermissen, ohne zu wissen, dass sie in uns ist; also nie getrennt von uns war. So geschieht es, dass wir in besonderer Weise in Resonanz mit bestimmten anderen Menschen kommen.
Besondere Menschen
Unser innerer, unbewusster, "fehlender" Anteil wird stark von ganz besonderen Menschen gespiegelt. Wir nennen sie "Seelengefährten"; oder auch "Seelenverwandte". Wenn die emotionalen Verbindungen noch tiefer empfunden werden, "Zwillings-Seele" oder "Dualseele"."Seelenflügel" - Gemälde von Heike Panzer
Eine spirituelle Erklärung
Zwei Menschen treffen sich, und es "funkt" besonders. Man fühlt sich synchronisiert, "gleich", "aus dem Selben"; und es passieren sehr viele "Zufälle" miteinander. Es gibt viele Seiten im Internet, die dafür das Thema "Dualseele" oder "Zwillings-Seele" aufgreifen. Aus Erfahrungen meiner Arbeit mit Menschen komme ich allerdings zum Schluss, dass es sich hierbei eher um karmischen Verbindungen verschiedenster Variationen handelt, die über ein oder mehrere Leben miteinander stattgefunden haben und deren emotionale Verbindungen erhalten geblieben ist. Deswegen dieses "Fühlen" des Anderen. Das "Wiederkennen" ist ein ebenso typischer Hinweis dafür. Ich halte es für sehr angebracht, diese Verbindungen zu überprüfen. Ich weiss, hier wird der "Dualseelen"-Verfechter vehemt aufschreien; entschuldige bitte, lieber Mitmensch; vielleicht höre einfach weiter zu, es sei denn, du möchtest dein Drama weiter behalten. Nicht immer taugen solch karmische Verbindungen für gewünschte Partnerschaft miteinander im Jetzt; es sei denn, ist aus Höhere Seelenebene so geplant oder gewollt. Weiteres dazu beschreibe ich weiter unten im Absatz über "Seelenverwandte und Beziehungen" und im letzten Absatz "Mythos Dualseele".Eine tiefenpsychologische Erklärung
C.G.Jung nennt den in uns wohnenden, unbewussten, gegengeschlechtlichen Anteil "Anima" (beim Mann), bzw. "Animus" (bei der Frau). Man kann also sagen, beim Animus handelt es sich um den inneren Mann der Frau, bei der Anima um die innere Frau des Mannes. Spiegeln Menschen uns diese in uns verborgenen Anteile, so sehen wir in ihnen Seelengefährten. In der Partnerwahl suchen wir nach Entsprechungen unserer Anima, bzw. unseres Animus.Die Sehnsucht nach dem Gegenstück
Diese Sehnsucht ist die Hauptantriebsfeder unseres Emotionalkörpers. Aus unserem subjektiven Empfinden als getrennt vom Aussen lebendes Individuum heraus sehnen wir uns nach diesem Fühlen und Erfahren von Einheit. Es liegt nun einmal in der Natur des Individuationsprozesses, die Erfahrung des Getrennt-von-Allem-zu-sein zu machen; doch ohne das erlebte Getrenntsein ist die Erfahrung als Individuum mit individuellem Bewusstsein nicht machbar. Die Getrenntheit ist nur eine perfekte Illusion, denn das "Grössere" von uns weiss, dass es von nichts und niemanden getrennt ist. Wir können uns jenem "Grösseren" annähern, indem wir unser eigener Beobachter werden, wenn wir beginnen, das zu beobachten, was wir bisher als "ich" erkennen; das, was unser "ich" als begrenzten Seinszustand ausmacht. Wenn wir Beobachter unserer selbst werden, dann sind wir auf einmal gewahr, dass wir mehr sein müssen, als nur "ich"; denn das ist nun die Gedankenbrücke: wenn ich mein "ich" beobachte, dann geschieht das aus einer Perspektive, die ausserhalb oder oberhalb/über jenem "ich" liegen muss. Auf diesem Weg näheren wir uns dem "Grösseren von uns". Ein Weg, den Beobachter zu finden, ist Meditation. Wenn wir in jener Beobachtungsposition sind, dann wird klar: das "ich"; der Emotionalkörper, der Verstand, der Körper, das sind alles Aspekte, die wir nicht sind, sondern vielmehr Aspekte, die wir haben. So wie wir nicht die Finger unserer Hände sind, geschweige denn die Hände, wir sie aber haben und benutzen können. In Bezug auf den Emotionalkörper bedeutet dass, dass jene Sehnsucht nach den "anderen Seelenhälfte" nicht das ist, was wir sind, sondern ebenso etwas, was wir haben. Das ist immens wichtig: wir sind nicht unserer Sehnsucht. Alles, was wir nicht sind, sondern haben, ist etwas, was wir spätestens bei der Auflösung unserer individuellen Komprimierung, dem Tod, loslassen müssen. All das Greifen, Besitzen, Habenwollen usw. können wir dann aufgeben."Der Suchende soll nicht aufhören zu suchen, bis er findet. Und wenn er findet, wird er in Erschütterung geraten;
und (wenn) er erschüttert ist, wird er in Verwunderung geraten, und er wird König über das All werden".
(Thomas, Abs. 2)
Seelenverwandte und Beziehungen
Mit dem Begriff "Seelenverwandter" kann meiner Meinung nach nur unzureichend zum Ausdruck gebracht werden, was wirklich dahinter steckt. Die Thematik ist wesentlich komplexer. Zu einem handelt es sich emotionale Verbindungen im Zusammenhang mit der Animus/Anima-Projektion, zum anderen können karmische Verbindungen mit anderen Menschen eine grosse Rolle spielen. Es ist durchaus möglich, dass wir mit unserem jetzigen Partner in anderen Leben in einer anderen Konstellation zusammen waren oder in Bezug standen. Ein heutiger Partner kann in anderen Leben unser Kind gewesen sein, oder ein Elternteil, oder ein Geschwister, oder auch nur ein Freund; oder u.U. auch Verfolger und Feind; je nachdem, was wir in jener Inkarnation zu erfahren gewählt hatten. Eine weitere Rolle spielen interaktive "Gruppenseelen-Erfahrungen", die wir gemeinsam mit Anderen gewählt haben, um spezifische Erfahrungen miteinander zu machen.Mythos "Dualseele"
Ich möchte gegen Ende noch etwas zum Thema "Dualseele" sagen. Bei immensen emotionalen Verbindungen, die wir fast "ausserirdisch" spüren handelt es sich meiner Meinung nach um tiefe, wiederholende karmischen Verbindungen. Ich habe darüber im Verlauf diese Textes schon ausführlich geschrieben. Ich rate in Bezug auf karmische Verbindungen; das sind vor allem emotionale Verbindungen; sie aufzulösen. Es gibt "Fachleute" die das können. Auch in der Kundalini Yoga gibt es Sadhanas zum Karmaschneiden und Karmaauflösen. Wir müssen uns nicht quälen und irgendwelche "Lernaufgaben" mit karmischen Mitstreitern ständig neu durchkauen; es sei denn wir wollen das. Ich bin im Laufe der Zeit etlichen Menschen begegnet, die sich verzehren nach der "Dualseele"; auf die sie alle Hoffnung auf Heilung für ihr Unglücklichsein setzen. Leute, atmet tief durch. Löst Euch von dieser Quälerei. Die meisten Verbindungen, welche die Menschen als "Dualseelen-Verbindung" bezeichnen, sind schlicht und einfach nur tief sitzende emotionale Anhaftungen. Die dürfen wir loslassen. Das gibt uns allen eine Chance, sich neu und ohne Anhaftungen zu begegnen, oder verschiedene Wege zu gehen. "Ja aber...." Ja. Es gibt auch Menschen, die eine wunderbare, harmonische, schöne Verbindung miteinander haben und sie leben. Dagegen ist nichts einzuwenden.Karma auflösen
Meine Arbeit in der Praxis hat gezeigt: Es ist nützlich, sämtliche Karmische Verstrickungen aufzulösen. Das sind u.a. nicht bewusste Versprechungen, Abmachungen, Verfluchungen usw. Ich empfehle es ausdrücklichst; insbesonders in Bezug die emotionalen Verstrickungen. Anhaftungen dienen nicht unserem Wachstum, sondern dem Festhalten. Eines werden wir hier alle früher oder später tun müssen: Loslassen. Jegliche Verstrickung in ungelöste karmischen Geschichten nimmt uns Energie und Zeit vom "Jetzt" weg und hindert uns in der Entwicklung.Text von Christian Malzahn
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